Ausländerfeindliche Parolen, zunehmende rechte Gewalt, der im vergangenen Sommer ein junger Mann aus dem Landkreis Südwestpfalz zum Opfer fiel, und die im Stadtrat vertretenen REPs lassen in Pirmasens Kirchen und Verbände näher zusammenrücken.

Mit der Pirmasenser Erklärung „Mut für Miteinander, Mut gegen rechte Parolen", machen die Initiatoren, das sind unter anderem die Kirchen, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die „Initiative Freundschaftsfest“, aber auch die Pirmasenser Stadtspitze, Front gegen rechte Gewalt und rechte Parolen.

Zur Bekräftigung dieser Erklärung fanden sich am Freitag, 17. März, rund 350 Menschen zu einer Kundgebung auf dem Pirmasenser Schlossplatz ein. „Wer sich die Liste der Unterzeichner unserer Pirmasenser Erklärung genauer betrachtet, merkt sofort, welche unterschiedlichen Personen mit gewiss auch ganz unterschiedlichen Motivationen ganz verschiedenen inhaltlicher Ansichten und Ziele sich hier zusammengefunden haben“, sagte Michael Diener, Dekan der protestantischen Kirchengemeinden. „Es ist wieder soweit, dass die Angst vor dem Fremden, Unbekannten geschürt und der Volksegoismus bedient wird“, sagte er mit Blick auf die Parolen auf den rechten Wahlplakaten. 

Er wies darauf hin, dass die Aktion die Vielgestaltigkeit der Gesellschaft repräsentiere und dass man besonders in Pirmasens, wo die NPD im Stadtrat vertreten ist, nur gemeinsam Lösungen gegen das Übel von rechts finden könne. 

Gerade sein Engagement gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit hatten den Dekan zur Zielscheibe aus der rechten Ecke werden lassen. In einem Pamphlet beschimpfte ihn die NPD  als „mutmaßlichen Rädelsführer“ der Aktion.
 
"Zu den antidemokratischen Umtrieben des Dekan Dr. Diener, weiterer evangelischer Priester, des DGB, der linksextremistischen Parteien, des Oberbürgermeisters und der übrigen Ausländerlobbyisten erklären wir Nationaldemokraten: Der Reformator Martin Luther war ein entschiedener Gegner der totalitären Gesellschaft der mittelalterlichen Theokratie, in der christliche Priester die Menschen gängelten, bevormundeten, terrorisierten und unterdrückten. Der lutherische Kampf gegen das politische Priestertum war Ausgang der Reformation. Anders als menschenverachtende Weltanschauungen wie der Liberalismus oder intolerante Religionsauslegungen durch Juden, Islamiker und Christen, unterschied Luther eindeutig zwischen dem was der Christ der Welt und was er Gott schuldet", heißt es da.
 
Diener warnte davor, solche Aussagen ohne Gegenwehr zur Kenntnis zu nehmen und hob die Arbeit des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffers, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hervor. „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“, war eine seiner bedeutenden Aussagen, die auch heute nichts an Gültigkeit verloren habe, sagte Diener. „Wer heute von Gottes Liebe und Versöhnung singt und daran glaubt, der muss sich auch einsetzen, für die Verfolgten und Unterdrückten und darf nicht schweigen zu Hass, Ausgrenzung und Gewalt, ganz gleichgültig von welcher Seite solche Parolen verkündet werden“, sagte er und forderte alle Bürger „als Christ und Bürger dieser Stadt“ zu einem Weg des Miteinanders und der Toleranz, der Achtung vor den Menschen, die mit uns leben und arbeiten. „So, und nur so können wir es miteinander schaffen“, sagte Diener. Unterstützt wurde der Dekan, der im Namen beider Kirchen sprach, auch durch Reden von Oberbürgermeister Bernhard Matheis, DGB-Chef Franz Edinger und der Ausländerbeiratsvorsitzenden Zahire Sevilir. (lh)
 
Wortlaut der Pirmasenser Erklärung

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